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Sichern
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Dieses Kapitel beschreibt verschiedene Aspekte der Erstellung von Backups mit Obnam.

Ihr erstes Backup
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OK, dann lasst uns mal ein Backup machen! Um den Beispielen zu folgen
benötigen Sie Live-Daten, die Sie sichern können. Diese Beispiele benutzen
Dateinamen, die Sie an Ihre eigenen Dateinamen anpassen müssen.
Die Beispiele gehen davon aus, dass Ihr Home-Verzeichnis `/home/tomjon` ist und
Sie Dokumente in einem weiteren Verzeichnis names `Documents`
in Ihrem Home-Verzeichnis haben. Weiterhin wird davon ausgegangen das Sie ein
USB-Laufwerk unter `/media/backups` gemounted haben und das Sie das Verzeichnis
`tomjon-repo` auf diesem USB-Laufwerk als Backup-Repository benutzen.

Diesen Annahmen folgend sichern Sie Ihre Dokumente so:

    obnam backup -r /media/backups/tomjon-repo ~/Documents
    
Das ist alles. Wenn Sie viele Dokumente haben dauert es eine Weile, aber 
am Ende sieht es dann ungefähr so aus:

    Backed up 11 files (of 11 found), uploaded 97.7 KiB in 0s at 647.2 KiB/s average speed       

Das bedeutet, das Obnam insgesamt 11 Dateien gefunden hat, von denen
alle 11 gesichert wurden. Die Dateien waren zusammen ungefähr 100
Kilobyte groß und die Upload Geschwindigkeit für diese Daten war 
über 600 Kilobytes pro Sekunde. Für die Eindeutigkeit sind Einheiten
mit IEC Präfixen versehen (Basis 2), weitere Informationen finden
Sie unter [Wikipedia on kibibytes].

[Wikipedia zum Thema Kibibytes]: https://de.wikipedia.org/wiki/Kibibyte

Ihr erster Sicherungslauf sollte eher wenige Daten enthalten,
so können Sie prüfen das alle Einstellungen korrekt sind ohne lange
zu warten. Anstatt Ihres gesamten Home-Verzeichnisses könnten Sie mit
einem kleineren Unterordner beginnen.

Ihr zweites Backup
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Nach Ihrem ersten Backup möchten Sie irgendwann einmal ein Weiteres erstellen.
Das tun Sie auf die gleiche Weise:

    obnam backup -r /media/backups/tomjon-repo ~/Documents

Beachten Sie das Sie Obnam nicht mitteilen müssen ob Sie ein Vollbackup oder
ein inkrementelles Backup erstellen wollen. Obnam sorgt dafür das jede
Generation ein Snapshot der Daten zur Zeit des Backups ist. Somit wird nicht 
zwischen Vollbackup und inkrementellem Backup unterschieden.
Jede Generation ist eine vollständige Sicherung, was aber nicht heißt,
dass jede einzelne Generation sämtliche Daten separat vorhält.
Obnam sorgt dafür das mit jeder neuen Generation nur die Daten gesichert
werden, die bisher nicht im Repository waren. Obnam sucht die Daten
in jeder Datei und jeder vorausgehenden Generation aller Clients,
die sich das Repository teilen.

Wir kommen später auf das Thema zurück, wie Generationen gelöscht werden können,
Sie werden dabei sehen das Obnam jede beliebige Generation löschen kann,
auch wenn sie sich mit anderen Generationen Daten teilt.
Die anderen Generationen werden dabei natürlich keinerlei Daten verlieren.

Nachdem Sie das zweite Backup erstellt haben, können Sie die Generationen
ansehen:

    $ obnam generations -r /media/backups/tomjon-repo
    2	2014-02-05 23:13:50 .. 2014-02-05 23:13:50 (14 files, 100000 bytes) 
    5	2014-02-05 23:42:08 .. 2014-02-05 23:42:08 (14 files, 100000 bytes) 

Wir sehen zwei Generationen, die die Kennungen 2 und 5 haben. Die
Bezeichner der Generationen sind nicht unbedingt eine einfache Folge wie
1, 2, 3. Dies liegt daran wie einige der internen Datenstrukturen
in Obnam umgesetzt werden, und in keinster Weise daran das der Autor 
Spaß daran hat, Menschen zu verwirren.

Die beiden Zeitstempel zeigen wenn der Backup-Lauf begann und wann 
er endete. Darüber hinaus wird für jede Generation die Anzahl der 
Dateien in dieser Generation ausgegeben (insgesamt, nicht nur neue oder geänderte Dateien),
und die summierte Größe der Dateien.

Auswählen was zu sichern ist -- und was nicht
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Obnam muss wissen, was gesichert werden soll. Dazu übergeben Sie eine Liste
von Verzeichnissen, die backup roots genannt werden. Bisher haben wir
in den Beispielen dieses Kapitels das Verzeichnis `~/Documents` als backup root benutzt
(das ist das Verzeichnis `Documents` in Ihrem Home Verzeichnis).
Es darf aber auch mehrere backup roots geben:

    obnam -r /media/backups/tomjon-repo ~/Documents ~/Photos

Alles in den backup root Verzeichnissen wird gesichert -- außer es ist
explizit ausgeschlossen. Es gibt mehrere Möglichkeiten um etwas von Backups
auszuschließen:

* Die `--exclude` Option verwendet reguläre Ausdrücke, die dem kompletten 
  Pfadnamen jeder Datei bzw. jeden Verzeichnisses entsprechen.
  Wenn der Pfadname übereinstimmt, werden die Datei oder das Verzeichnis
  nicht gesichert; Obnam tut so als wären die Dateien / das Verzeichnis 
  nicht vorhanden. Wird ein Verzeichnis ausgeschlossen, dann werden alle Dateien und
  Unterverzeichnisse ebenfalls ausgeschlossen. Um beispielsweise
  alle MP3-Dateien auszuschließen, verwenden Sie (`--exclude='\.mp3$'`).
* Die `--exclude-caches` Option schließt Verzeichnisse aus,
  die eine spezielle Datei namens `CACHEDIR.TAG` enthalten, die
  mit einer bestimmten Byte-Sequenz anfangen muss. Eine solche Datei könnte
  z.B. im Cache-Verzeichnis Ihre Browsers abgelegt werden. Die Daten in
  diesen Verzeichnissen sind meist nicht wichtig und brauchen nicht
  gesichert zu werden und es ist einfacher, das gesamte Verzeichnis mittels
  der Spezialdatei für den Ausschluss zu markieren, als einen regulären Ausdruck
  für `--exclude` zu schreiben.
* Die `--one-file-system` Option schließt alle mount points und den Inhalt
  der gemounteten Dateisysteme aus. Das ist praktisch um z.B. virtuelle
  Dateisysteme wie `/proc`, remote Dateisysteme (z.B. NFS-mounts) und
  mittels `obnam mount` eingebundene Obnam Repositories auszuschließen
  (letzteres behandeln wir im nächsten Kapitel).

Generell ist es besser zu viel zu sichern als zu wenig.
Sie sollten auch genau wissen, was gesichert wird und was nicht.
Die Option `--pretend` bewirkt das Obnam ein Backup anfertigt, das Repository
dabei aber nicht verändert, es ist also schnell durchgelaufen. So können Sie
sehen was gesichert würde und die excludes entsprechend anpassen.

Backups "außer Haus" speichern
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Vermutlich möchten Sie mindestens ein Backup auf einem entfernten 
Rechner "offsite" (außer Haus) speichern. Obnam kann Backups mittels 
SFTP (Teil von ssh) über das Netzwerk machen. Sie benötigen folgendes um 
dies zu tun:

* Ein **Server**, auf den Sie über SFTP zugreifen können. Dies könnte 
ein eigener Server sein, ein gemieteter virtueller Server ("VPS"), oder 
etwas Ähnliches wie z.B. der Rechner eines Freundes, der Ihnen 
Plattenplatz auf seinem System zur Verfügung stellt (und umgekehrt!).

* Ein **ssh key** ("Schlüssel"), um sich beim Server anzumelden. Ein Login 
mittels Passwort wird zur Zeit von Obnam nicht unterstützt.

* Genügend Speicherplatz auf dem Server, um Ihre Backups vorzuhalten.

Um auf den Server zuzugreifen verwendet Obnam lediglich den SFTP-Teil 
der ssh-Verbindung. Um zu prüfen ob das funktioniert können Sie diesen 
Befehl ausführen:

    sftp USER@SERVER

Passen Sie `USER@SERVER` entsprechend Ihren Zugangsdaten an. Sie sollten 
die Meldung `Connected to SERVER` sehen und in der Lage sein, `ls -la` 
aufzurufen um den Verzeichnisinhalt der Gegenseite auszugeben.

Sobald all das richtig eingerichtet ist, kann Obnam den Server über eine 
SFTP-URL als Repository benutzen und so auf den Server sichern.

     obnam -r sftp://USER@SERVER/~/mein-wertvolles-backup
    
Einzelheiten über SFTP-URLs finden Sie im nächsten Abschnitt.

URL Syntax
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Wann immer Obnam eine URL akzeptiert, kann immer ein lokaler Pfadname 
oder eine SFTP-URL angegeben werden. SFTP-URLs haben die Form:

    sftp://[user@]domain[:port]/path

Dabei ist `domain` ein normaler Domainname der einen Server bezeichnet, 
`user` der Benutzername auf diesen Server, `port` ein optionaler 
numerischer port und `path` ein gültiger Pfad auf dem Server.

Entgegen dem SFTP-Standard (aber wie bei 
[bzr](http://de.wikipedia.org/wiki/Bazaar)) ist der Pfad absolut, außer 
wenn er mit `/~/` beginnt (dann ist er relativ zum home-Verzeichnis des 
Benutzers auf dem Server).

Beispiele:

* `sftp://liw@backups.pieni.net/~/backup-repo` ist das Verzeichnis
  `backup-repo` im home-Verzeichnis des Benutzers `liw` auf dem Server
  `backups.pieni.net`. Beachten Sie das wir nicht den absoluten Pfad des 
  Home-Verzeichnisses benötigen.

* `sftp://root@my.server.example.com/home` ist das Verzeichnis `/home`
  (absoluter Pfad) auf dem Server `my.server.example.com`, wobei der
  Benutzername `root` verwendet wird, um auf den Server zuzugreifen.

* `sftp://foo.example.com:12765/anti-clown-society` ist das Verzeichnis
  `/anti-clown-society` auf dem Server `foo.example.com`, Zugriff über
  Port 12765.

Sie können SFTP URLs für das Repository und die Live-Daten 
(`--root`)verwenden. Aufgrund von Beschränkungen im SFTP-Protokoll und 
seiner Implementierung in der paramiko-Bibliothek funktionieren einige 
Dinge beim Zugriff auf Live-Daten über SFTP nicht so gut.

Dabei besonders hervorzuheben wäre die Handhabung von Hardlinks, 
weswegen die URL beim Zugriff auf Live-Daten nicht mit `/~/` enden sollte.
Fügen Sie in diesem besonderen Fall einen Punkt am Ende hinzu.

Pull Backups
------------

Obnam kann die Live-Daten auch über SFTP statt über das lokale Dateisystem
sichern. Das heißt Sie können Obnam auf, sagen wir, Ihrem Desktop zur Sicherung Ihres
Servers oder auf Ihrem Laptop zur Sicherung Ihres Telefons laufen lassen
(vorausgesetzt, Sie bekommen den SSH-Server auf dem Telefon zum laufen).
Manchmal ist es nicht möglich, Obnam auf der Maschine zu installieren, auf der die
Live-Daten liegen. Dann ist es sinnvoll, stattdessen ein **Pull Backup** zu machen:
Sie lassen Obnam auf einem anderen Rechner laufen und lesen die Live-Daten
über das SFTP-Protokoll.

Um dies zu tun spezifizieren Sie die Backup-Quelle (`root` im config file oder
als Kommandozeilen-Argument zu `obnam backup`) mittels einer SFTP-URL. Sie
sollten auch den Client-Namen explizit angeben. Ansonsten wird Obnam
den Hostnamen des Rechners verwenden auf dem es läuft. Dies kann höchst verwirrend
sein: Angenommen der Client-Name ist `my-laptop` und der des Servers ist
`down-with-clowns`, dann speichert Obnam die Backups als ob die Daten zu `my-laptop`
gehörten.

Wenn Sie Ihr Laptop ebenfalls in das gleiche Backup-Repository sichern, wird
es noch schlimmer. Obnam speichert dann sowohl Server- und Laptop-Daten
mit dem gleichen Client-Namen, was zu viel Verwirrung für alle führt.


Beispiel:

    obnam backup -r /mnt/backups sftp://server.example.com/home \
        --client-name=server.example.com3


Konfigurationsdateien: Eine kurze Einführung
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Zu diesem Zeitpunkt werden Sie vielleicht bemerkt haben, dass Obnam 
eine ganze Reihe von konfigurierbare Einstellungen hat, die Sie auf vielfältige
Art verändern können. Auf der Kommandozeile ist das immer möglich,
aber dann wird das Kommando doch recht lang. Stattdessen könnten 
Sie auch eine Konfigurationsdatei verwenden.

Jede Option die Obnam kennt, kann auch in einer Konfigurationsdatei verwendet werden.
Später in diesem Handbuch gibt es ein ganzes Kapitel, das alle Details 
der Konfigurationsdateien und verschiedenen Einstellungen, die Sie
verwenden können, umfasst. Hier geben wir erstmal eine kurze Einführung.

Eine Obnam Konfigurationsdatei sieht so aus:

    [config]
    repository = /media/backup/tomjon-repo
    root = /home/liw/Documents, /home/liw/Photos
    exclude = \.mp3$
    exclude-caches = yes
    one-file-system = no

Diese Form der Konfigurationsdatei ist als "INI file" bekannt,
vielen z.B. von Microsoft Windows. Jede Obnam-Option wird in den
Abschnitt `[config]` geschrieben, und jede Einstellung hat den
gleichen Namen wie die Kommandozeilen-Option (ohne die Doppel-Minuszeichen).
Demnach wird `--exclude` auf der Kommandozeile und `exclude` im Config-File verwendet.

Einige Optionen können mehrere Werte annehmen, z.B. `exclude` und `root`,
die Werte werde mittels Komma getrennt. Wenn die Anzahl der Werte zu groß wird
können Sie sie über mehrere Zeilen verteilen; die zweite
und weitere Zeilen müssen dann mit Leerzeichen oder TAB eingerückt werden.

Jetzt sollten Sie genug für den Anfang haben, Details finden
Sie im Kapitel "Obnam Konfigurationsdateien und Einstellungen".

Wenn Ihre wertvollen Daten sehr groß sind
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Wenn Ihre wertvollen Daten sehr groß ist, kann die erste Sicherung sehr
lange dauern. Dito, wenn Sie viele neue wertvolle Daten in eine späteres
Backup aufnehmen. In diesen Fällen müssen Sie sehr geduldig sein und 
dem Backup Zeit lassen. Oder Sie können klein beginnen und dann nach
und nach Sicherungen hinzufügen.

Die Option "Geduld" ist einfach: Sie lassen Obnam alles sichern, starten
die Sicherung und warten, bis es fertig ist, auch wenn das Stunden oder Tage
dauert. Sollte die Sicherung vorzeitig abbrechen, z. B. wegen einer 
ausgefallenen Netzwerkverbindung, brauchen Sie Dank Obnams
Checkpoint-Unterstützung nicht von Grund auf neu beginnen.
Jedes Gigabyte oder so (standardmäßig) erzeugt Obnam 
eine Checkpoint Generation. Wenn die Sicherung später
abstürzt, können Sie Obnam einfach erneut ausführen und es wird 
beim letzten Checkpoint weitermachen. Das alles passiert vollautomatisch.
Wie oft die Checkpoints erstellt werden sollen können Sie in der
Option `--checkpoint` verändern.

Falls Obnam nicht bis zum Ende durchläuft und Sie es neu starten müssen, 
dann beginnt der Scan der Quelldateien wieder von vorne. Die Checkpoint 
Generationen enthalten nicht genügend Zustandsinformationen über die 
gescannten Quelldateien, um Obnam einfach bei der aktuellen Datei im 
Checkpoint weiter laufen zu lassen: Es wäre ein sehr komplizierter 
Zustand, der außerdem leicht von Dateisystem-Änderungen invalidiert 
würde. Stattdessen scannt Obnam erneut alle Dateien, wobei die meisten 
hoffentlich schon in einer Checkpoint Generation enthalten sind und 
seitdem nicht geändert wurden, so dass der Scan recht schnell gehen 
sollte.

Das Problem mit der Option "Geduld" ist, dass Ihre wichtigsten
Daten nicht gesichert werden, während alle Ihre großen, aber weniger wertvollen
Daten gesichert werden. Zum Beispiel können Sie eine große Menge an
heruntergeladenen Videos von Konferenz-Präsentationen haben, was schön ist, aber nicht
enorm wichtig. Während diejenigen gesichert werden, bleiben Ihre eigenen Dokumente
ungesichert.

Sie können dies umgehen, indem Sie zunächst alles außer Ihren 
wertvollsten Daten vom Backup ausschließen. Wenn diese dann gesichert 
sind, können Sie nach und nach die Ausschlüsse reduzieren, bis Sie alles 
gesichert haben. Zum Beispiel könnte Ihr erstes Backup folgende 
Konfiguration haben:

    obnam backup -r /media/backups/tomjon-repo ~ \
        --exclude ~/Downloads

So werden alle Downloads ausgeschlossen. Im nächsten Lauf schließen
Sie nur noch Video-Dateien (mp4) aus:

    obnam backup -r /media/backups/tomjon-repo ~ \
        --exclude ~/Downloads/'.*\.mp4$'

Dann reduzieren Sie den Ausschluss auf einzelne Videos, deren
Namen mit einem bestimmten Buchstaben beginnen:

    obnam backup -r /media/backups/tomjon-repo ~ \
        --exclude ~/Downloads/'[^b-zB-Z].*\.mp4$'

Reduzieren Sie die Ausschlüsse immer weiter bis alle Videos gesichert sind.

Deduplizierung
--------------

Obnam de-dupliziert die Daten die es sichert über alle Dateien in allen 
Generationen für alle Clients, die sich das Repository teilen. Dies 
geschieht durch Aufteilen der Dateidaten in "chunks" genannte Teile. 
Jedes Mal wenn Obnam eine Datei liest und ein chunk zusammenkommt, 
schaut es im Repository nach, ob ein identischer chunk bereits vorhanden 
ist. Wenn ja muss Obnam den chunk nicht hochladen, was Platz, Bandbreite 
und Zeit spart.

Deduplizierung in Obnam ist in verschiedenen Situationen hilfreich:

* Wenn Sie zwei identische Dateien haben. Sie haben vielleicht
  verschiedene Namen und liegen in verschiedenen Verzeichnissen,
  enthalten aber die selben Daten.
* Wenn Dateien wachsen, aber neue Daten nur am Ende angehängt werden,
  was z.B. für Logfiles typisch ist. Falls die ersten chunks unverändert
  sind, müssen nur die neuen Daten gesichert werden.
* Wenn eine Datei oder ein Verzeichnis umbenannt oder verschoben wird.
  Wenn Sie meinen das der englische Begriff `Photos` für das Verzeichnis
  unpassend ist und Sie stattdessen lieber das finnische `Valokuvat` möchten,
  können Sie das Verzeichnis einfach umbenennen. Ohne Deduplizierung
  müssen Sie dann aber alle Fotos nochmal sichern.
* Wenn ein Team mit den gleichen Daten arbeitet und demnach jeder
  eine Kopie der Daten vorhält, muss das Repository statt eine Kopie pro
  Team-Mitglied nur eine einzelne Kopie der Daten vorhalten.

Die Deduplizierung in Obnam ist nicht perfekt. Die Granularität des Findens
doppelter Daten ist recht grob (vgl. Option `--chunk-size`) , daher
kann Obnam oft keine Überschneidungen finden, wenn die Änderungen nur klein sind.

In den folgenden Fällen ist Deduplizierung nicht sinnvoll:

* Änderungen an Dateien, indem größere Teile innerhalb der Datei
  verschoben werden. Die (jetzige) Implementierung der Deduplizierung
  basiert auf nicht überlappenden Teilen (chunks), die vom Anfang der
  Datei an gebildet werden. Wenn Daten eingefügt werden, kann Obnam
  nicht bemerken, dass der Rest der Daten nur etwas "nach hinten"
  gerutscht ist. Das könnte zum Beispiel in Disk- oder ISO-Images
  der Fall sein.

* Dateien mit doppelten Daten, die aber nicht an einer Chunk-Grenze liegen.
  Dies könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn eine eMail mit großem
  Anhang an mehrere Empfänger (=Mailboxen auf dem Host) gesendet wird.
  Jeder Empfänger erhält verschiedene `Received` Kopfzeilen, was den
  Mailbody und die Anhänge mehr oder weniger verschiebt. Aus diesem
  Grund kann Obnam die doppelten Daten nicht erkennen und dementsprechend
  nicht deduplizieren.

* Wenn Daten komprimiert vorliegen, zum Beispiel als `.zip` oder
  `.tar.xz`. Obnam weiss nichts von der Kompression und "sieht" nur die
  komprimierten Daten, die naturgemäß nicht deduplizierbar sind.

Künftige Versionen werden hoffentlich einen besseren
Deduplizierungsalgorithmus enthalten. Sollten Sie diesen optimistischen
Absatz in einer 2017 oder später erschienenen Version von Obnam finden,
informieren Sie bitte die Maintainer. Vielen Dank.

Deduplizierung und Sicherheit gegen Prüfsummen-Kollisionen
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Dieses Thema ist ein bisschen beängstigend, aber es wäre unehrlich,
es überhaupt nicht zu behandeln. Sie dürfen gern später auf diesen Abschnitt
zurück kommen.

Obnam verwendet den MD5-Algorithmus zur Erkennung von doppelten chunks.
MD5 hat den Ruf, unsicher zu sein: Menschen haben Dateien gebaut die zwar
unterschiedlich sind, aber zu der gleichen MD5-Prüfsumme führen. Es
stimmt -- MD5 ist nicht für sicherheitskritische Anwendungen geeignet.

Jeder Prüfsummen-Algorithmus kann Kollisionen haben. Obnam auf, sagen 
wir, SHA1, SHA2, oder den neuen SHA3 Algorithmus umzustellen, würde 
nicht die Möglichkeit von Kollisionen ausschließen. Es reduzierte die 
Chance von zufälligen Kollisionen, aber die Chance ist bereits so klein, 
dass sie mit MD5 vernachlässigt werden kann. Oder, anders ausgedrückt: 
Wenn Sie über zufällige MD5-Kollisionen besorgt sind, sollten Sie 
ebenfalls über versehentliche SHA1, SHA2 oder SHA3 Kollisionen besorgt 
sein.

Abgesehen von zufälligen Kollisionen gibt es zwei Fälle, in denen Sorgen
um Prüfsummen-Kollisionen angebracht sind (unabhängig von Algorithmus).

Erstens: Wenn Sie einen Gegner haben der Ihre gesicherten Daten 
korrumpieren möchte, kann er einige der gesicherten Daten mit anderen 
Daten mit der gleichen Prüfsumme austauschen. Auf diese Weise werden 
Ihre Daten beschädigt ohne das Obnam es merkt und Sie können sie nicht 
wieder herstellen.

Zweitens: Wenn Sie Prüfsummen-Kollisionen erforschen, haben Sie 
wahrscheinlich Dateien, deren Prüfsummen kollidieren. In diesem Fall 
werden Sie nach einer Katastrophe die Daten in ihrem Ursprungszustand 
wieder herstellen wollen, ohne das Obnam eine mit der anderen 
verwechselt.

Um mit diesen Situationen umzugehen besitzt Obnam drei
Deduplizierungs-Modi, die Sie mit der `--deduplicate` Einstellung
steuern:

* Der Standard-Modus `fatalist` geht davon aus, das keine Kollisionen 
  auftreten. Das ist für die Meisten Anwender ein vernünftiger Kompromiss
  zwischen Geschwindigkeit, Schutz und Sicherheit.
* Der Modus `verify` geht nimmt an das Kollisionen passieren und stellt sicher,
  das bereits gesicherte chunks auch wirklich mit dem zu sichernden chunk
  übereinstimmen, indem die eigentlichen Daten verglichen werden.
  Um das zu tun muss der chunk aus dem Repository geladen werden, was
  recht langsam sein könne, da die Prüfsummen oft passen. Dieser Modus
  macht Sinn wenn Sie deduplizieren wollen und sehr schnellen Zugriff auf
  das Repository haben, z.B. wenn es auf einer lokalen Platte liegt.
* Mit `never` wird die Deduplizierung komplett abgeschaltet.
  Wenn Sie keine Deduplizierung benötigen oder Kollisionen fürchten, ist 
  dies der richtige Modus für Sie.

Leider gibt es keine Deduplizierung die unverwundbar gegen Kollisionen 
ist und dabei auch noch schnell arbeitet, wenn der Zugriff auf das 
Repository langsam ist. Der einzige Weg um dagegen geschützt zu sein 
ist, die Daten zu vergleichen. Wenn das Herunterladen der Daten aus dem 
Repository langsam ist, dann wird der Vergleich natürlich erhebliche 
Zeit in Anspruch nehmen.

Locking
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Mehrere Clients können sich ein Repository teilen. Um zu verhindern das 
sie sich dabei gegenseitig auf die Füße treten, sperren sie Teile des 
Repositories während des Vorgangs. Im Kapitel "Mehrere Clients in
einem Repository" finden Sie Details.

Wenn Obnam abrupt abbricht kann die Sperre bestehen bleiben, auch wenn 
es nur einen einzelnen Client im Repository gibt. Neue Backups sind so 
nicht mehr möglich. Der Abbruch kann z.B. durch eine abgebrochene 
Netzwerkverbindung oder aufgrund eines Fehlers in Obnam passieren, genau 
so wenn Obnam vom Benutzer unterbrochen wird, bevor es fertig ist.

Die Befehl `force-lock` kann diese Situation bereinigen, aber das ist 
gefährlich. Wenn Sie eine Sperre aufheben, die von egal welcher
Obnam-Instanz auf egal welchem Client, der das Repository aktiv benutzt,
manuell aufheben, dann wird Obnam wahrscheinlich ins Stolpern geraten. Im 
Extremfall kann sogar das Repository beschädigt werden. Seien Sie also 
vorsichtig.

Wenn Sie entschieden haben das es kein Problem darstellt, wird die Sperre
wie folgt aufgehoben:

    obnam -r /media/backups/tomjon-repo force-lock

Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht möglich Eine Sperre manuell aufzuheben,
die zu einem einzelnen Client gehört.

Konsistenz der Live-Daten
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Das Erstellen einer Sicherungskopie kann eine ganze Weile dauern, und 
während das Backup läuft, könnte sich das Dateisystem ändern. Dies führt 
dazu, das der Snapshot, den Obnam als Generation sichert, in sich 
inkonsistent ist. Ein Beispiel: Sie haben zwei Dateien, A und B, die 
synchron gehalten werden müssen. Sie machen ein Backup, währenddessen 
Sie zuerst A und dann B ändern. Unglücklicherweise sichert Obnam File A 
bevor Sie Ihre Änderungen speichern und File B, nachdem Sie die 
Änderungen gespeichert haben. Die Sicherungsgeneration hat nun Versionen 
von A und B, die nicht synchron sind. Das ist schlecht.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, mit diesem Problem umzugehen:

* Der Logical Volume Manager (LVM) ermöglichst Snapshots. Sie können
  Ihre Backups so einrichten, das zuerst ein Snapshot von jedem logischen
  Volume gemacht wird, das gesichert werden soll. Dann machen Sie das
  Backup und löschen danach den Snapshot wieder. Niemand kann die Daten
  im Snapshot verändern, während trotzdem normal weiter gearbeitet werden
  kann, während das Backup läuft.
* Ähnlich können Sie auch mit btrfs und seinen subvolumes vorgehen.
* Sie können das System herunterfahren und im Einzelbenutzermodus
  neu starten, das Backup machen, und dann wieder im Mehrbenutzermodus
  starten. Das ist nicht der schönste Weg, aber der sicherste, um
  ein konsistentes Backup zu erhalten.

Beachten Sie, dass Snapshots auf Dateisystemebene nicht wirklich eine 
konsistente Sicht auf die Live-Daten garantieren können. Eine Anwendung 
kann mitten im Schreiben einer Datei oder Gruppe von Dateien sein, wenn 
der Snapshot gemacht wird. Das ist gewissermaßen ein Bug in der 
Anwendung, aber das zu wissen hilft Ihnen nicht besser zu schlafen.

In der Regel haben die meisten Systeme aber ausreichend Leerlaufzeit, 
um ein konsistentes Backup während dieser Zeit zu erstellen. Zum 
Beispiel kann das Backup auf einem Laptop ausgeführt werden, während der 
Benutzer anderswo ist und nicht aktiv mit der Maschine arbeitet.

Wenn irgend möglich sollte Ihr Backup-Programm überprüfen, ob die Daten 
einer Backup-Generation in sich konsistent sind. Ansonsten werden Sie 
entweder darauf vertrauen müssen das die Anwendungen, die Sie 
verwenden, nicht zu buggy sind.

Wenn Sie diesen Abschnitt nicht verstanden haben: Keine Sorge, seien Sie glücklich und schlafen Sie gut.